Vom 15.11 – 19.11.2021 fand dieses Jahr die bereits neunte Braunschweiger Gründungswoche statt. Gründungsinteressierte und Gründer:innen hatten die Möglichkeit sich bei einer Vielzahl von digitalen Vorträgen und Diskussionen mit den zentralen Aspekten der Existenzgründung auseinanderzusetzen, gezielt ihre Fragen zu stellen und sich mit den branchenübergreifenden Expert:innen sowie untereinander zu vernetzen. Dabei standen die Veranstaltungstage jeweils unter dem Motto: Entscheiden, Planen und Finanzieren. Vom Businessplan über die passende Rechtsform bis hin zur Krankenversicherung deckte das Online-Programm, welches vom Gründungsnetzwerk Braunschweig veranstaltet wurde, die wesentlichen Punkte in Bezug zur Selbstständigkeit ab. Insbesondere für High-Tech-Startups war der Vortrag von Andreas Barthel interessant. Der Beauftragte für Technologietransfer bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt, informierte über die strategische Planung für High-Tech-Gründungen und gab Tipps und Tricks für die Umsetzung. Wir haben die wichtigsten Punkte für euch zusammengefasst.
vom 22. November 2021
1. Startpunkt für High-Tech Gründungen
Der Startpunkt für die Gründung ist der ‚Proof-of-Concept‘ – also die Prüfung der prinzipiellen Durchführbarkeit des Gründungsvorhabens. Die Gründenden sollten für diesen Meilenstein eine Machbarkeitsstudie durchführen und unter Einbezug dieser eine Strategie für das Unternehmen entwickeln. Vor der Gründung sollte sich zudem bewusst gemacht werden, ob das Unternehmen in Vollzeit oder in Nebentätigkeit aufgebaut werden soll – dies ist natürlich eine individuelle Abwägung, die u.a. durch die personellen und finanziellen Ressourcen bedingt ist. Ein weiterer Punkt, der essenziell für die High-Tech-Gründung bzw. die zukünftig zu treffenden Entscheidungen ist, ist die Unabhängigkeit der Ausgründungsform z.B. aus einem Unternehmen, einer Hochschule oder als Privatperson.
2. Knowhow sichern
Besonders bei Spitzentechnologien ist das Knowhow neben der technischen Umsetzung das A und O, welches die Gründer:innen von ihrer potenziellen Marktkonkurrenz unterscheidet. Deshalb ist die Absicherung des Geschäftsfeldes durch Schutzrechte wie Patente, Gebrauchs- oder Geschmacksmuster (z.B. Design und Marke) unabdingbar. Ganz getreu dem Motto:
„Wer nicht erfindet, verschwindet – wer nicht patentiert, verliert“
Da High-Tech-Lösungen nicht selten durch den Beruf in der Forschung entstehen, liegen die Schutzrechte oftmals bei den Arbeitgebenden, wie z.B. der Hochschule. Es sollte sich daher frühzeitig um die Lizenzierung (des eigenen Wissens) für die Ausgründung gekümmert bzw. bedacht werden, dass bei einer Lizenzpartnerschaft ein Gebührenanteil vom Erfolg anfällt.
3. Die Gründungspersönlichkeit
Hast du dich schon einmal gefragt, ob du überhaupt der Typ zum Gründen bist? Neben den fachlichen und betriebswirtschaftlichen Kompetenzen, die du ohnehin mitbringen solltest, können diese Persönlichkeitsmerkmale u.a. zum unternehmerischen Erfolg beitragen:
- Du bist kreativ und neugierig
- Du bist eine kontaktfreudige Person, die das Netzwerken nicht scheut
- Du schätzt dich als emotional stabil ein, auch wenn es mal zu Höhen und Tiefen kommt
- Du bist zwar risikobereit, aber verlierst die Realität nicht aus den Augen
Diese Merkmale treffen selbstverständlich nicht nur auf High-Tech-Gründungen zu und stellen lediglich eine Auswahl dar. Ausschlaggebend ist mit Sicherheit deine individuelle Persönlichkeit, dass du an dein Gründungsvorhaben glaubst und last but not least: dein Team. Denn auch wenn du das Idealbild einer Gründungsperson bist, ist ein Startup meist keine One-(Wo)men-Show, sondern erfahrungsgemäß durch ein diverses Team umso erfolgreicher.
4. Netzwerken
Netzwerken, Netzwerken, Netzwerken – das hast du bestimmt schon das ein oder andere Mal gehört und es stimmt: Kennt man die richtigen Menschen in seiner Branche, kann das wortwörtlich Türen öffnen. Sei es die Nutzung der Ressourcen von Forschungseinrichtungen (Labor, Büroräume, Marketing o.Ä.), die Kooperation mit Forschungspartner:innen, die zum Kompetenzerhalt beitragen können oder strategische Partnerschaften zu Unternehmen.
5. Das passende Marktsegment
Ist die Technologie erprobt und das Knowhow abgesichert, stellt sich die Frage was das passende Marktsegment für das Produkt oder die Dienstleistung sein könnte. Hier kann die Suche nach Nischen für den Markteintritt nützlich sein sowie der Fokus auf die Vorteile der eigenen Lösung. Die Nachteile – die deine Technologie natürlich kaum bis gar nicht aufweist – solltest du gegenüber den bestehenden Lösungen identifizieren und das Marktsegment gezielt einschränken. Der Zielkund:innenkreis sollte strategisch ausgewählt werden z.B. indem du potenzielle Kund:innen dein Produkt bzw. deine Dienstleistung vorab testen lässt.
6. Der passende Finanzplan
Seien Sie verliebt in ihren eigenen Businessplan!“ – Ja, Du hast richtig gelesen. Entwickle dein fundiertes Geschäftsmodell mit Spaß, einer realistischen Szenario-Planung sowie in ausreichender Detailtiefe. Eine Art ‚Two-Target-Konzept‘, also einen Plan B für eine zweite Gründungsidee, ist zwar nicht immer notwendig, aber dient zur Absicherung, sollte Plan A doch nicht funktionieren. Der Finanzplan sollte überdies stetig den sich ändernden Marktbedingung angepasst werden, genauso wie ein Soll-Ist-Abgleich der Geschäftstätigkeit. Auch eine Exit-Strategie sollte mitgedacht werden.
7. Die passende Ansprache
„Menschen wissen nicht was Sie wollen, bis man es ihnen zeigt“
Fokussiere dich in der Kund:innenansprache mehr auf den Nutzen, als auf das technisch Machbare. Nutze zudem die Angebote vieler (öffentlicher) Partner:innen um Sichtbarkeit zu generieren. Ferner sind eine frühe Etablierung des Marktpreises sowie eine frische und innovative Kommunikation für eine zielgruppenspezifische von hoher Bedeutung.