„Glaube an deine Grenzen und sie werden deine sein“

Gründerin Alessa Eckhardt spricht über die Hürden bei der Unternehmensgründung und warum ihr Equality Entrepreneurship am Herzen liegt.

An die eigenen Grenzen kommen, die Angst vor dem Ungewissen zulassen und starre Glaubenssätze überwinden – das möchte die gebürtige Braunschweigerin Alessa Eckhardt mit ihrem Startup für Coaching und Teambuilding erreichen. Die 31-Jährige bietet auf ihrem Veranstaltungsgrundstück in Kissenbrück bei Wolfenbüttel neben Persönlichkeits-, Team- und Führungskräftecoachings, Unternehmen die Möglichkeiten für ganztägige Betriebsausflüge. „Grenzen verschieben ist ein Drahtseilakt, der eine Menge Mut und Risikobereitschaft benötigt und zu mehr Erfolg und Anerkennung führen kann. Gemeinsam mit meinen Kund:innen möchte ich diese Grenzen überwinden und etwas Neues, Einzigartiges schaffen“, so Eckhardt, die selbst während der Gründung ihres Startups einige Hürden meistern musste. Im Interview verrät sie uns warum ihre Mutter ihr größtes Vorbild ist, wie sie den Lockdown nutze, um an ihrem Programm zu feilen, und warum ihr die „Equality Entrepreneurship“-Initiative am Herzen liegt.

vom 22. Juli 2022

Alessa, du kommst selbst aus einer Unternehmensfamilie. Inwiefern hat dein familiäres Umfeld dazu beigetragen, dass du selbst gründest?

Alessa Eckhardt: „Das stimmt. Ich habe die Gründungsmentalität quasi mit der Muttermilch aufgesogen und sehe das heute als einen riesigen Vorteil an. Meine Mutter gründete vor 25 Jahren ein IT-Unternehmen in der Region, während mein Vater in der Geschäftsleitung der Wirtschaftsförderung in Peine tätig war. Da ich damit aufgewachsen bin, dass insbesondere meine Mutter ‚selbst‘ und ‚ständig‘ arbeitete, sehe ich dieses Arbeitspensum wohl heute als normal an. Zudem konnte ich während meiner Gründung auf das unternehmerische Netzwerk seitens meiner Familie zurückgreifen, sodass ich nicht auf andere Anlaufstellen angewiesen war. Darüber hinaus prägt mich noch heute der Führungsstil meiner Mutter. Denn obwohl ihr Unternehmen aus der IT-Branche kommt, pflegt es einen sehr hohen Frauenanteil und wurde zu einem der familienfreundlichsten mittelständischen Unternehmen in Niedersachsen ausgezeichnet.“

Wie kam es zu deinem Gründungsvorhaben?

Alessa Eckhardt: „Mir war schon immer klar, dass ich irgendwann gründen möchte und die Corona-Situation hat dieses Vorhaben nur beschleunigt. Nachdem ich zunächst eine Ausbildung als Veranstaltungskauffrau absolvierte und im Anschluss intergierte Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt auf Psychologie an der TU Braunschweig studierte, sah die Situation für diese Fächerkombination auf dem Arbeitsmarkt während des Pandemieausbruchs schwierig aus. Zu diesem Zeitpunkt jobbte ich zunächst im Familienunternehmen und nahm dort selbst an einigen Coachings teil. Diese Erfahrung hat mich sehr geprägt und es hat sich sehr schnell herauskristallisiert was ich eigentlich machen möchte. Das erste Coaching führte tatsächlich dazu, dass ich bei meiner Mutter kündigte und nach dem Fünften stand der Name ‚grenzgaenger GmbH‘ fest. Ich habe dann verhältnismäßig schnell in einem Zeitraum von ca. 3 Monaten gegründet und startete ausgerechnet im Oktober 2020 als der harte Lockdown über die Wintermonate kam. Das war natürlich eine sehr demotivierende Zeit, auf die ich heute aber positiv zurückblicke, da ich diese Monate effektiv nutze, um meine Workshops auszuarbeiten, das Logo zu entwerfen und meine Website zu designen.“

Was bedeutet Grenzgang für dich?

Alessa Eckhardt: „Mir wurde mal gesagt, dass ich wie eine Seiltänzerin bin, die immer zwischen den Systemen auf einem Drahtseil balanciert und sich stets vor dem Absturz abfangen kann. Mit dem Namen ‚grenzgaenger‘ kann ich mich zu einhundert Prozent identifizieren. Dem Satz: ‚Glaube an deine Grenzen und sie werden deine sein‘, kann ich nur zustimmen. In meinen Coachings und Teambuilding-Events möchte ich meine Kund:innen ein außergewöhnliches Grenzgang-Erlebnis ermöglichen, um die eigenen – oftmals nur mentalen – Schranken zu verschieben und neu zu definieren.“

Was ist deine Vision hinter deinem Startup?

Alessa Eckhardt: „Ich möchte Arbeitnehmer:innen eine Stimme geben. Das Grundproblem von Führungskräften ist oftmals, dass sie von ihren Unternehmen nicht ausreichend in ihrem Führungsstil geschult werden. Dadurch können sie ihre Stärken nicht immer voll ausschöpfen und sind möglicherweise selbst unzufrieden, was wiederum an die Mitarbeiter:innen weitergegeben wird. Heutzutage ist es schwierig gutes Personal zu finden, denn grade die jüngere Generation ist wählerischer geworden, was die Ansprüche an Arbeitgebende angeht. Deshalb ist es für Unternehmen wichtiger denn je, sich um ihre Beschäftigten zu kümmern und sie wertzuschätzen.“

Warum engagierst du dich für Equality Entrepreneurship?

Alessa Eckhardt: „Ich habe bei unzähligen Netzwerktreffen erlebt, dass dort nur vereinzelt Frauen und zu neunzig Prozent Männer anwesend waren. Dort habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich mich davon eingeschüchtert gefühlt habe, obwohl ich sonst eine sehr extrovertierte Person bin. Erst durch den Kontakt zu Johanna Heß vom Trafo Hub, die mich an die Initiative herangeführt hat, habe ich andere weibliche Führungskräfte kennengelernt und mir so ein eigenes Netzwerk aufbauen können. Ich bin überzeugt, dass das vielen Frauen so geht und möchte dazu beitragen, dass wir uns gegenseitig unterstützen und unsere Netzwerke füreinander öffnen.“

Tamie Gillner

Autorin

Tamie Gillner

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