„Nie war mehr Möglich“

Unter diesem Motto wurde Ende letzten Monats der Deutsche Startup Monitor 2021 veröffentlicht. Und tatsächlich machen die dort gesammelten Daten über das Deutsche Startup Ökosystem Mut und zeigen an vielen Stellen positive Trends. Zudem wurden bei dem diesjährigen Monitor mit rund 2000 Startups, so viele wie noch nie befragt. Alljährlich dient der Startup Monitor, der nun schon in der neunten Auflage erscheint, als wertvolles Instrument, welches die Situation bei den Startups widerspiegelt und dabei Verbesserungspotenziale wie auch charakteristische Stärken in der deutschen Gründungsszene aufdeckt. Im Kontext des in diesem Jahr erstmalig erschienenen Startup Monitors Braunschweig möchten wir folglich die aktuellen Zahlen über Gesamtdeutschland in Relation setzen und mit den regionalen Daten vergleichen.

vom 11. November 2021

Als eine „dynamische, kreative, tech-orientierte Startup-Szene, die […] auch nach schwierigen anderthalb Jahren zuversichtlich ist“ bezeichnet Florian Nöll (Head of Corporate Development & Innovation bei PwC Deutschland) das Startup-Ökosystem in seinem Vorwort zum deutschlandweiten Monitor. Die Zahlen scheinen diese Bezeichnungen und Attribute zu bestätigen. Mit dem Ziel die Entwicklungen der deutschen Startups und Gründer:innen auszuarbeiten wurden 5012 Gründer:innen zu verschiedenen Kategorien befragt. Dabei wurde deutlich, dass die Startups durch die Corona Krise weiterhin beeinträchtigt sind, sich jedoch vom Geschäftsklima wieder auf dem Vorkrisenniveau befinden. Entsprechend lässt sich hier auch eine gewisse Zuversicht hineininterpretieren. Zumal stiegen die Mitarbeiter:innenzahlen bei den Startups deutlich von durchschnittlich 14,3 aus dem Vorjahr auf 17,6 Personen in 2021. Ebenso erfreulich ist der steigende Anteil an Gründerinnen im deutschen Startup-Ökosystem auf 17,7%. So erfreulich ein Wachstum an der Stelle auch ist, sind Frauen in der Szene immer noch deutlich unterrepräsentiert. Im Vergleich dazu kommt Braunschweig immerhin auf einen Anteil von 20,5%.

Startup Monitor Braunschweig - Gründung
Startup Monitor Braunschweig - Gründung

Tech-Startups aus dem Umfeld Hochschule

Was die Aussage zur Tech-Orientierung betrifft, zeigen die Ergebnisse, dass die Startups überwiegend digitale Geschäftsmodelle anbieten. Aber auch der Bereich Technologieentwicklung und -produktion als hybrides Modell ist mit 19,6 % sehr ausgeprägt und das zweitbeliebteste Geschäftsmodell nach Software-as-a-Service (26,5%). Die hybriden Geschäftsmodelle sind gerade beim Forschungstransfer in die Praxis relevant und verdeutlichen einen wesentlichen Fakt des Monitors 2021: Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind starke Akteure des Ökosystems. Mittlerweile stammt jede vierte Gründung (26,0 %) aus dem Forschungsumfeld oder einer Hochschule. Zudem haben mehr als ein Drittel aller Befragten ihre Mitgründer:innen an der Hochschule kennengelernt (36,4 %). Diese Relevanz und wichtige Rolle wurde schon im Startup Monitor Braunschweig deutlich. Dort konnte festgestellt werden, dass die Geschäftsideen der hiesigen Startups zu 42 % aus einer beruflichen Aktivität in der Forschung kommen und knapp ein Drittel der Gründer:innen promoviert haben.

Startup Monitor Braunschweig - Gründung

Quelle: Deutscher Startup Monitor 2021

Weitere Erkenntnisse zum Startup-Ökosystem kannst du direkt hier nachlesen oder du lädst dir den Report kostenlos herunter. Startup Monitor Braunschweig 2021 – Startups im regionalen Ökosystem.

Herausforderungen bei der Ausgründung

Gründer:innen, die aus einer Hochschule oder Forschungseinrichtung ausgegründet haben, geben als größte Herausforderungen neben bürokratischen Hürden (61,7%) den Wandel der eigenen Rolle aus dem Wissenschaftskontext zur unternehmerischen Tätigkeit (55,9%) an. Die Wissenschaftsstandorte sind also gefragt und sollten die jeweiligen Anforderungen im Bereich der praktischen Unterstützung sowie der Entrepreneurship-Ausbildung evaluieren und passgenau weiterentwickeln.

Darüber hinaus sind die Kapitalquellen weiterhin wenig zufriedenstellend ausgeprägt, wenngleich es sich hierbei um einen zentralen Erfolgs- und Wachstumsfaktor handelt. Besonders gewünscht sind hierbei strategische Investor:innen. Setzt man diese Zahlen im Vergleich zu Braunschweig wird deutlich, wie wenig Kapitalnutzung und Möglichkeit hier vorhanden sind. Sowohl die Meinungen der Gründer:innen als auch die Daten aus dem Braunschweiger Startup Monitor offenbarten, dass im Vergleich zu Gesamtdeutschland der Zugang zu Kapital erschwert ist, da weder Venture Capital noch Business Angel stark in der Region vertreten sind und nur weniger Startups überhaupt Kapital erhalten. Dabei sind gerade diese beiden Kapitalquellen essenziell für ein schnelles Wachstum. Eine zusätzliche spannende Erkenntnis liefert der Deutsche Startup Monitor: Corporate Venture Capital ist enorm gefragt bei Startups. Mit 43,7% bevorzugt fast die Hälfte der befragten Startups diese Form Investments gegenüber einer klassischen VC-Finanzierung. Die dabei genannten Motive sind der bessere Zugang zu Vertriebskanälen, Expertise und Möglichkeiten zur Kooperation.

Umfrage zum Matchmaking liefert spannenden Erkenntnisse

Der diesjährige Startup Monitor hat die Gründer:innen ebenfalls danach befragt, wie es zu der Konstellation des Teams kam und wo sie sich kennengelernt haben. Die Ergebnisse machen hier deutlich, dass der Besuch derselben Hochschule mit 36,4 % die häufigste Angabe ist. Entsprechend lässt sich wiederum eine sehr bedeutende Rolle für die Hochschulen als Ort für Gründungen einräumen. Daneben gaben 34,5% der Gründer:innen an, dass sie Freunde sind und sich so die Teamkonstellation ergeben hat. Ein tatsächlich eingefädeltes Matching über einen Inkubator, die Hochschule selber oder andere Institutionen ist lediglich bei 7 % erfolgreich verlaufen. Ungefähr gleich ist mit 7,8% der Anteil derer, die angeben sich auf einem Event das erste Mal getroffen zu haben. Nichtsdestotrotz scheinen solche Wege auch zu funktionieren, weshalb ein aktives Matching sicherlich seine Berechtigung hat und für einige der Weg zu einer Teamkonstellation ist.

Ausblick Braunschweiger Startup Monitor 2022

Der Deutsche Startup Monitor 2021 liefert neben den spannenden Erkenntnissen auch viele Inspirationen für dieselbige Befragung bei Startups hier in Braunschweig. Da jedes Jahr etwas andere Schwerpunkte gesetzt werden, kommen Fragestellungen hinzu. Einige dieser Aspekte sind auch für die Befragung im Rahmen des Braunschweiger Startup Monitors 2022 von großem Interesse.

Wir haben uns hier schon einige Punkte markiert und sehen vor, diese mit in den Fragebogen einzuarbeiten. So halten wir es für sinnvoll im nächsten Jahr abzufragen, wie viele Arbeitsplätze von den Startups tatsächlich in der Region geschaffen werden. Außerdem werden die Fragen zum Bereich der Finanzierung noch genauer und präziser sein, um tiefere Einblicke in die Kapitalsituationen zu erhalten und Probleme zu identifizieren.

Falls ihr noch weitere Ideen oder Meinungen dazu habt, dann teilt sie uns gerne mit. Wir freuen uns die Rückmeldungen bei der Konzeption zu berücksichtigen.

Jan Wrobel

Autor

Jan Wrobel

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